
Was ist Soziokratie?
Die Soziokratie, angewendet in unserer Genossenschaft, ermöglicht und fördert die Motivation und Potentiale der Mitglieder für die partizipative konstruktive Mitgestaltung unserer Prozesse.
Die 4 grundlegenden Prinzipien der Soziokratie:
I. Das Prinzip des Kreises
Die Soziokratie ist eine in Kreisen aufgebaute Struktur. Ein Kreis ist eine Gruppe von Menschen, die regelmäßig zusammenkommen und ein gemeinsames Ziel erreichen wollen. Innerhalb eines Kreises sind alle gleichwertig, auch LeiterIn und DelegierteR. Gesprochen wird im Redekreis, die Sitzordnung gibt die Reihenfolge vor.
II. Der
Konsent
Jeder Kreis entscheidet im Konsent, der in circa 3 Redekreisrunden mit Unterstützung
eines Moderators erreicht wird: das Reden nacheinander im Kreis,
Blitzlichtrunden statt offene Diskussion. In der Regel geht es
z.B. bei der meinungsformenden Phase ein- oder zweimal im Kreis
und jeder Teilnehmer kann sagen, was ihm zu dem Thema auf dem Herzen liegt. So wird jeder gehört und jeder kann auch die dazukommenden Gedanken äußern und weitere Kriterien ergänzen. Diese Form der Erhebung verhindert unfruchtbare Diskussionen, sowie Polarisierungen zwischen einzelnen Vielrednern.
1. Bildgebende Runde:
Der Vorschlag wird vorgestellt, alle nötigen Informationen werden in die Gruppe gebracht, Fragen werden beantwortet, bis alle das nötige Wissen haben, um über den Vorschlag zu entscheiden.
2. Meinungsbildende Runde:
Jeder sagt die eigene Meinung zu diesem Vorschlag. Sowohl die Meinungen, als auch der Vorschlag dürfen sich in diesem Prozess verändern. Der Moderator schreibt die Veränderungen des Vorschlags am Flipchart oder elektronisch fest, so dass alle die Veränderungen mitlesen können.
3. Meinungsbildende Runde:
Eine nochmalige meinungsbildende Runde soll die Möglichkeit bieten, den eigenen Vorschlag eventuell zu ändern.
4. Konsentabstimmung:
Per Handzeichen teilt die Gruppe ihre Zustimmung mit: ich bin einverstanden, ich habe einen einfachen Einwand, ich habe einen schwerwiegenden Einwand und sehe das Erreichen unserer Ziele gefährdet. Meistens ist der Vorschlag dann so gereift, dass er nun von allen mitgetragen werden kann, bei leichten Einwänden wird nachgefragt und sie dürfen auch bestehen bleiben. Bei schwerwiegenden Einwänden im Sinne der Ziele („Wenn wir das tun, dann ist das Erreichen unserer Ziele gefährdet!“) wird der Vorschlag entweder verworfen und/oder ein neuer Vorschlag erarbeitet oder in äußerst dringlichen Fällen ein Mehrheitsentscheid durchgeführt. Jeder schwerwiegende Einwand muss im Sinne der Ziele argumentiert werden!
III. Die doppelte Verknüpfung
- Die Arbeitskreise sind mit dem Leitungskreis doppelt verknüpft:
Die/der ArbeitskreisleiterIn wird mit der Gründung eines bestimmten AKs beauftragt und ist verantwortlich für das Zusammenkommen und das Bearbeiten der Ziele. Im Rahmen der Ziele eines Arbeitskreises kann dieser AK autonom entscheiden. - Im AK wird von allen einE DeligierteR soziokratisch gewählt.
- Der Leitungskreis setzt sich aus allen Delegierten und allen AK-LeiterInnen zusammen und ist das Steuerungsorgan mit
Überblickfunktion der Organisation. - Jeder Kreis hat eine Leitung, auch der Leitungskreis. Die Leitung und die DelegierteN sind diesem Kreis gegenüber verantwortlich.
IV. Die soziokratische Wahl
Menschen,
die Funktionen und
Aufgaben übernehmen sollen, werden offen gewählt. Dabei schlägt jedes
Mitglied im Wahlvorgang eine Person für diese Aufgabe vor und begründet
ihre Wahl durch ehrliche Argumente in einer ersten
Meinungsrunde. In der 2. Meinungsrunde können die Argumente anderer zur
Meinungsänderung führen, sodass die Gruppe sich bald einig ist, wer die
geeignete Person für diese Aufgabe ist. Der
soziokratische Prozess ermöglicht, dass die persönliche und sachliche
Kompetenz sichtbar wird. So wird die geeignetste Person gewählt und
nicht die beliebteste oder bereiteste.
Während der soziokratischen Wahl wird sehr viel Wertschätzung
ausgesprochen und so werden Menschen ermutigt, Verantwortung zu
übernehmen.
Prinzipien der Soziokratischen Moderation
Das Argument zählt – rationeller Zugang und Fokus auf „gute“ Absichten. Emotionen haben auch ihren Platz. Sie werden als Anzeiger für bestimmte Argumente gesehen, die noch nicht genug gewürdigt sind. Allerdings zählen diese Emotionen nur, wenn die Verbindung zu den Argumenten gefunden werde kann.
Es wird eine Form von „Macht mit“ statt „Macht über“ gefördert: Alle Beteiligten haben die gleichen Möglichkeiten der Mitsprache und jedes Argument zählt. Dabei gibt es keine Abstufung nach Position oder Dauer der Zugehörigkeit o.Ä. (Gleichwertigkeit – Gleichberechtigung Aller – Primat des Arguments).
Einwände werden als noch nicht gehörte Argumente gesehen und begrüßt. Die Kunst des Moderators besteht darin, die Einwände so umzuwandeln, dass sie konstruktiv genutzt werden können.
Der Moderator ist nicht allein verantwortlich für das Gelingen der Kreisversammlung. Sie gehört allen Kreismitgliedern und der Moderator kann jederzeit die Teilnehmer fragen, wie es weitergehen soll bzw. welche Ideen zum Prozess im Raum sind.